Salomé Jashi

Taming the Garden

2021 | Film
Taming the Garden
Zum Werk

Ein mächtiger Mann, der auch der ehemalige Premierminister von Georgien ist, kauft alte, bis zu 15 Stockwerke hohe Bäume entlang der georgischen Küste, um sie in seinen privaten Garten zu verpflanzen. Für den aufwändigen Transport der Bäume werden andere Bäume gefällt, Stromkabel verlegt und neue Straßen durch Mandarinenplantagen gepflastert. Die dramatische Migration hinterlässt etwas Geld, vernarbte Dörfer und verwirrte Gemeinschaften.

Die Regisseurin Salomé Jashi begleitet diesen bizarren wie erschütternden Prozess, und vermittelt zugleich ein Bild der Lebensverhältnisse einer ländlichen Bevölkerung an der äußersten Peripherie Europas. Der Film rückt den Begriff der Entwurzelung von seiner metaphorischen Bedeutung in eine bedrückende, greifbare und doch surreal anmutende Realität und wird zu einer Ode an die Rivalität zwischen Mensch und Natur.

2021 wurde der Film für den Europäischen Filmpreis nominiert:
europeanfilmawards.eu/en_EN/archive/2021/nominated

mehr Infos und Trailer auf der Website des Films:
www.tamingthegarden-film.com/de

90min | 2021 | Georgisch mit Untertitel (Englisch, Deutsch)
Regie und Buch Salomé Jashi
ProduzentInnen Vadim Jendreyko, Erik Winker, Martin Roelly, Salomé Jashi
Kamera Goga Devdariani, Salomé Jashi
Editor Chris Wright
Sound Design Philippe Ciompi
Music Supervisor Celia Stroom
Researcher Tamara Mshvenieradze
Line Producer Pascal Moor
Associate Producers Hercli Bundi, Susanne Guggenberger, Ümit Uludag, Anna Dziapshipa
Eine Koproduktion von Mira Film, CORSO Film, Sakdoc Film
Mit finanzieller Unterstützung von:
Federal Office for Culture Switzerland (FOC), Film- und Medienstiftung NRW, Eurimages, Fachausschuss Film und Medienkunst BS / BL, Georgian National Film Center, IDFA Bertha Fund, Succès Passage Antenne, SRG SSR

Zur Recherche

Director's Note

Vor einiger Zeit wurde das ganze Land Georgien Zeuge einer surrealen Szene - ein großer Baum schwamm im Meer. Damals erfuhren wir, dass der mächtigste Mann des Landes eine neue Leidenschaft hatte - jahrhundertealte Bäume auf seinem Privatgrundstück zu besitzen.

Dieses Bild zu sehen, war wie eine Störung im Realen. Es war, als hätte ich etwas gesehen, das ich niemals hätte sehen dürfen. Es war schön, wie Poesie aus dem wirklichen Leben, aber gleichzeitig schien es ein Fehler zu sein, eine Art Unbehagen.

Ich begann, diesen Prozess zu filmen, da die gesamte Küste Georgiens an der Umsetzung des Wunsches eines Mannes beteiligt war. Ich wollte erforschen, was hinter diesem faszinierend seltsamen Bild steckt; ich wollte vom Ehrgeiz eines mächtigen Mannes erzählen, der Landschaften verändert, Bäume versetzt, Zeugen ratlos zurücklässt - alles nur zu seinem Vergnügen.

Ich bin fasziniert von Umgebungen und wie diese Umgebungen auf Menschen wirken. Genauer gesagt, wie wir andere - und uns selbst - in bestimmten Umgebungen wahrnehmen. Die Widersprüchlichkeit zwischen den Umgebungen und den Menschen darin ist es, die meine Vision oft vorantreibt.  Für mich folgt der Film keiner eindimensionalen Richtung, worum es in ihm geht. Das Material spricht viele verschiedene Aspekte des Lebens an, die im Film symbolische Ausdrücke finden, wie zum Beispiel die Idee von Männlichkeit oder die erzwungene Migration oder die Entwurzelung, die nicht nur ein physischer Prozess ist. Das Thema der Entwurzelung beziehe ich auch auf mein Land, in dem Werte und ein Gefühl der Stabilität ständig in der Schwebe sind. Ich sehe den Film als eine beschwörende Reise in eine surreale Welt, die paradoxerweise auch auf Fakten beruht.

Wir haben fast zwei Jahre lang gefilmt. Ich reiste mit meinem kleinen Team jeden Monat an die Küste, um Elemente für den Film einzufangen. Es war ein herausfordernder Prozess, da nichts richtig geplant war. Wir waren von den natürlichen Elementen wie Wind, Regen, unerwarteten Umständen in der Routine der Arbeiter und sogar von der allgemeinen politischen Situation des Tages abhängig. Der Prozess des Umpflanzens von Bäumen war sehr langsam und Schlüsselsituationen passierten dann plötzlich schnell. Aber die größte Herausforderung war mit den Anwohnern verbunden. Da der reiche Mann hinter den Kulissen auch der politisch mächtigste Mann des Landes ist, hatten sie oft Angst vor möglichen Konsequenzen, überhaupt vor die Kamera zu treten, eine Angst, die wir, wie andere fragile Demokratien, im Blut haben.

  • Salome Jashi (c) Sergi Barisahshvilli
    Salomé Jashi (geboren 1981 in Tbilisi, Georgien) studierte zunächst Journalistik an der Tbilisi State University und arbeitete mehrere Jahre als Reporterin, bevor sie 2005 ein Stipendium des British Council erhielt, um Dokumentarfilm an der Royal...