Christiane Seiler

Ein Hof in den Karpaten. Geschichten aus der Mitte Europas

2012 | Hörfunk
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Transkarpatien ist ein gebirgiger Zipfel der Ukraine, an der Grenze zu vier europäischen Ländern, die mittlerweile zur EU gehören: Rumänien, Ungarn, Slowakei und Polen. Bis zum Ende des zweiten Weltkriegs war Transkarpatien ein Teil Mitteleuropas mit österreichisch-ungarischer, multikultureller Vergangenheit. Dieses Erbe wirkt weiter, obwohl die Verbindungen zum Westen gekappt wurden, als die Sowjetunion sich den strategisch wichtigen Landstrich nach 1945 einverleibte.

Unsere Autorin hat Transkarpatien mehrere Wochen lang bereist, ist dort ungewöhnlichen Menschen begegnet: Einem jungen Paar - er Deutscher, sie Ukrainerin -, die sich der letzten Karpaten-Büffel annehmen; einem jüdischen Gemeindevorsteher, der stolz ist auf das Fortbestehen seiner Gemeinde; einem Dichter, der als Lehrer in einem Gebirgsdorf ein bescheidenes, an den Werten seiner Eltern orientiertes Leben führt. Sie alle wissen sich mit geringen Mitteln zu helfen, in einer kargen, abgelegenen Gegend. Und dann sind da noch eine überaus lebhafte Büffelkuh und die Erinnerung an eine namhafte Deutsche, die in schwieriger Lage einem solchen Tier begegnete.

rbb kulturradio
Redaktion: Dr. Dieter Jost
Regie: Heide Schwochow
Ton: Martin Seelig, Katrin Witt, Bettina Mikulla
Länge: 49:01
Erstausstrahlung: 05.08.2012, 14:04 Uhr

Erzählerin: Frauke Poolman
Rosa Luxemburg: Jutta Hoffmann
Olga Khomenko: Winnie Böwe
Petro Midjanka: Wolfgang Michael
Volodimir Katz: Bernhard Schütz
Weitere Sprecher: Edita Ulman, Bernd Moss, Thomas Linke, Frank Horst und Anatol
Gesang: Olga Senynets / Hudaki Village Band

seileraudio@googlemail.com

www.kulturradio.de

Website der Autorin: http://www.seileraudio.de/Christiane_Seiler/Aktuell_2018.html

Zur Recherche

Drei Reisen zwischen März und September 2011 führten mich in die Ukraine, in die Oblast Transkarpatien. Schon 2010 war ich auf einer privaten Urlaubsreise in diesen Landstrich geraten und war fasziniert von der Widersprüchlichkeit dieser postsozialistischen Landschaft und ihrer Bewohner. Große Naturschönheit kontrastiert mit den Zeichen von Verfall und Vernachlässigung, Herzlichkeit und Erfindungsreichtum der Menschen mit Alkoholimus und Gleichgültigkeit. Material für die Sendungen nahm ich hauptsächlich während der längsten Reise im Mai auf. Ausgestattet mit Mikrofon und Rekorder fuhr ich über Land, führte Gespräche, sammelte Töne. Manche der Begegnungen hatte ich von Deutschland aus geplant, manche ergaben sich durch zufällige Bekanntschaften. Aus diesem Material entstanden zwei Radiofeatures. Sie geben Momentaufnahmen wieder, Einblicke in eine europäische Welt hinter der EU-Außengrenze, die mir so fremd nicht erschien und doch sehr weit weg von zuhause. Vieles von dem, was ich unterwegs sammelte, konnte ich nicht verwenden, vieles wirkt immer noch nach und führt zu neuen Sendungsprojekten.

  • Autorenfoto Christiane Seiler
    Christiane Seiler, geboren in Köln, Mutter zweier Töchter, hat in Berlin und Paris Religionswissenschaft, Philosophie und Literaturwissenschaft studiert. Außerdem ist sie ausgebildete Tontechnikerin. Sie lebt und arbeitet in Berlin, als...