Gitta Seiler

Die Frau im gelben Gewand

2016 | Buch
Die Frau im gelben Gewand  Cover
Zum Werk

"Es war, das wissen wir aus sehr alten Dokumenten, schon vor zweieinhalb Jahrtausenden ein Amtsgeschäft der chinesischen Herrscher, sich Melodien aus allen Teilen des Reiches vorspielen zu lassen, um zu verstehen, was sich in den Herzen der Untertanen zutrug. Diese Melodien kommen heute aus Kopfhörern, aus Lautsprechern, gelegentlich auch noch aus den Kehlen von Straßenverkäufern oder von einsamen Verliebten im öffentlichen Park der Stadt. Und üben den ihnen eigenen Zauber aus. In süßen, in schrillen und in knarzenden Tönen.

Die Fotografin Gitta Seiler ist eine Meisterin des Erfassens magischer Momente des Alltags. Es sind Momente der Hoffnung, des verspiegelten Glücks, der offenen und der verschämten Lockrufe. In China sind es meist junge Frauen, die Seilers künstlerische Neugier erregen – eine auf männliche Nachkommen fixierte Politik hat diesen Wesen einen besonderen Marktwert erspielt. An die Stelle der alten Melodien sind heute oft Schlager, seltener Arien oder Volkslieder getreten. Doch alle bewegen die Herzen, alle geben Auskunft. Und hier zeigt sich die große Künstlerin Gitta Seiler: Sie entdeckt in den Bildern und Posen der Straßenszenen das verborgene Lied. Und lässt den Bildern ihr Geheimnis."  Tilman Spengler

Kehrer Verlag
Festeinband 21 x 21 cm, 108 Seiten

26 Farb- und 38 S/W-Abbildungen
Chinesisch, Deutsch, Englisch
ISBN 978-3-86828-734-92016
mit Texten von Tilman Spengler

Leseprobe: kehrerverlag.com

Interview: w72-photo-international.de

Zur Recherche

2011 war ich sechs Wochen mit dem Artist-in-Residence-Stipendium vom Goethe Institut in Peking. In dieser Zeit entstanden die Frauenportraits in Farbe, die ich an verschiedenen Universitäten mit einer Mittelformatkamera fotografiert habe. Immer dabei hatte ich meine Kleinbildkamera, mit der ich tagebuchmäßig meine Spaziergänge durch die Stadt dokumentierte. Diese Schwarz-Weiß-Aufnahmen inspirierten mich, an meinem Projekt „Junge Frauen im Übergang zum Berufsleben“ weiter zu fotografieren. Und es klappte: 2015 bekam ich das Grenzgänger Stipendium der Robert-Bosch-Stiftung für China. Ich bin nur mit Schwarz-Weiß-Filmen gestartet, um mich darauf zu konzentrieren. China ist so groß, so bunt und es ist so einfach, den Überblick zu verlieren. Ich wollte das Konsumverhalten von Frauen, Details und ihr Auftreten fotografieren. Es waren spontane Begegnungen auf der Straße, in den Shopping-Zentren und auf meinem Weg durch die Stadt. Viele Orte kannte ich von meinem damaligen Aufenthalt, was mir langes Recherchieren ersparte. Die Fotografien im Buch sind in den beiden Megastädten Peking und Shanghai entstanden.

  • Gitta Seiler@Tobias Bohm
    Gitta Seiler machte eine Ausbildung zur Fotografin und studierte anschließend Foto-Design in Dortmund, Sao Paulo und Sankt Petersburg. Seit 1998 ist sie freiberuflich als Fotografin tätig. Von 2007 bis 2012 war sie Dozentin an der Ostkreuzschule für...